Schüler der HBS Rodgau in Kreisau und Auschwitz
43 Schülerinnen und Schüler aus dem Jahrgang 9 der Heinrich-Böll-Schule Rodgau nahmen vom 09.-13. Juni 2025 an einer freiwilligen Bildungsfahrt nach Polen teil.
Gemeinsam mit den Lehrkräften Nadine Schuh, Martina Vrenegor und Andreas Winterhalder besuchten sie das ehemalige Konzentrations- und Vernichtungslagerlager Auschwitz (Oświęcim). Dort wurden während des 2. Weltkrieges über 1,1 Millionen Menschen von den Deutschen ermordet, darunter auch Milli Schlösser (geb. Lilienthal) und Alfons Schlösser aus Weißkirchen (Rodgau) und Helene Klasen (geb. Reinhardt), Adolf Reinhardt, sowie Amalie Reinhardt (geb. Rheinstein) aus Dudenhofen (Rodgau). Auch die Altstadt von Breslau (Wroclaw), die von der UNESCO als Weltkulturerbe ausgezeichnete Friedenskirche in Schweidnitz, sowie auf der Rückfahrt nach Rodgau die Altstadt von Dresden mit der symbolträchtigen Frauenkirche standen auf dem Programm.
Der Widerstand in Kreisau gegen den Naziterror war ein besonderer Schwerpunkt dieser Fahrt. So wohnte die Gruppe in der Internationalen Begegnungsstätte in Kreisau (Krzyżowa). Die Begegnungsstätte befindet sich auf dem ehemaligen Hofgut der Familie von Helmuth James von Moltke (1907-1945), dem letzten deutschen Besitzer. Er war Jurist und Mitbegründer (gemeinsam mit Peter Yorck von Wartenburg) und informeller Kopf einer Gruppe von Gegnern des Nationalsozialismus, die später von der Gestapo „Kreisauer Kreis“ genannt wurde. Etwa 25 Menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Richtungen diskutierten insgesamt dreimal im Berghaus in Kreisau während des Krieges über die Frage, wie Deutschland und Europa nach Ende der Naziterrorherrschaft friedlich wieder aufgebaut werden könnten. Für die Nazis war dies Hochverrat, weshalb sie einige der Mitglieder dieser Gruppe zum Tode verurteilten und dann ermordeten.
Kreisau steht ebenso für Versöhnung zwischen Polen und Deutschland. So nahmen der damalige deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl und der polnische Ministerpräsident Tadeusz Mazowiecki am 12. November 1989 in Kreisau an der historischen „Versöhnungsmesse“ (Msza pojednania) teil und gaben sich als Zeichen des Friedens die Hand und umarmten sich, was gleichzeitig auch ein symbolisches Zeichen für die deutsch-polnische Versöhnung bedeutete.
Auch die Völkerverständigung kam nicht zu kurz. So gab es einen Begegnungstag der Schüler von der Heinrich-Böll-Schule aus Rodgau mit Schülern aus Turawa (Publiczna Szkoła Podstawowa w Turawie) mit den Lehrern Frau Sylwia Długosz Jendryca, Herr Mateusz Duda, sowie Ehrengast Manfred Prediger und Schülern aus Bielawa (Liceum Ogólnokształcące im. Bolesława Chrobrego w Bielawa) mit Frau Beata Daniel und Frau Dorothea in Kreisau. Zunächst gab es durch Dominik Kretschmann, dem Leiter der Gedenkstätte Kreisau, einen Einführungsvortrag in Polnisch, Deutsch und Englisch über die Bedeutung Kreisaus als Ort des Widerstandes gegen den Naziterror und als Ort der deutsch-polnischen Versöhnung. Danach gab es Kennenlernspiele und viel Sport, wie z.B. Fußball, Volleyball, Tischtennis, Billiard, Tischfußball und einen Spaziergang mit einem wunderbaren Ausblick über die Gegend bis hinüber ins Eulengebirge und nach Schweidnitz. Ein gemeinsames Mittag- und Abendessen sorgte für die körperliche Stärkung zwischen den Aktivitäten.
In der deutschen Nazidiktatur von 1933-1945 konnte es lebensgefährlich werden, sich für Menschen einzusetzen, die von den nationalsozialistischen Machthabern als politische Gegner oder sogar als lebensunwürdig erachtet wurden. Trotzdem gab es diese von der Forschung als Rettungswiderstand bezeichneten Hilfe von Menschen für ihre Mitmenschen. Was können wir, die zum Glück nicht mehr in solch einer menschenverachtenden Diktatur leben, heute für eine bessere Welt tun? Die Teilnehmer der Polenfahrt haben 100 Euro für UNICEF, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, gespendet.
Die Heinrich-Böll-Schule Rodgau führt seit 2015 regelmäßig Studienfahrten nach Polen durch, damit die Schüler sich an Originalschauplätzen über Verfolgung und Widerstand während des 2. Weltkrieges ein eigenes Bild machen können. Zudem kommt es auch immer wieder zu Begegnungen zwischen deutschen und polnischen Schülern. Die Fahrten werden stets von der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung finanziell unterstützt.
Text und Fotro: Andreas Winterhalder, 14.06.2025